Jef Verheyen - ARCHIVE
Jef Verheyen, 1960
Jef Verheyen ArchiveFrankfurter Allgemeine Zeitung
12 February 1961
Albert Schulze Vellinghausen
Transcription
Jef Verheyen. Entgegen dem Pathos der “Informellen”, die den Wind der Farbe - oder manchmal auch Hurrikan - über die grossen Flächen ihrer Formate streichen, wehen, verwehen lassen; entgegen auch der Besessenheit, mit welcher heutige “Strukturisten” die Farbmaterie dicht übereinanderzuhaüfen liben, verfährt dieser Flame in meditativer Bedächtigkeit mit einem zwart verstreichenden Auftrag, dessen Saubertkeit für den ersten Blick nichts “Individuelles” hat: Man vermeint, keinerlei Handschrift zu spüren. Erst, wer sich einsieht, erkennt auf den mässig grossen, oft dem Quadrat angenäherten Flächen, in ihrem dämmerig schwebenden Grau-Braun, oder Staubgrau die ober jene wolkige, sanfte oder gewittrig dunklere, atmosphärige Nuancierung. Beharrlich und suggestiv aber bilder sich nach und nach daraus die Einladung zur Kontemplation. Man glaubt plötzlich, eine Ahnenreihe zu wittern: in den “Wolken” eines Turner, in den “monochromen” Jagd- oder Landschaftsskizzen von Rubens. Die Gouaches aber, wo sie nicht zu sehr japanisieren, bringen es mit ihrer raunenden Monotonie zuwege, dass sich der deutsche Betrachter auch wohl an Studien “vor Tag und Tau” von dem grossen C.D. Friedrich erinnert.
Das scheint nun sehr hoch gegriffen vor den Werken dieses Jungen, der erst im Beginn steht und von den Gedanken der Gegenwart (nicht zuletzt einem zu schnellen Erfolg) seht rasch zum Scheitern gebracht werden kann.
Republished in:
- Albert Schulze Vellinghausen, Anspielungen, Velber: Friedrich, 1962: p. 153.
- Monographie für Jef Verheyen (Egoist n. 11), 1967: n.p.